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Neuer oberster Lehrer: «Es kann nicht sein, dass Kinder je nach Gemeinde...
Neuer oberster Lehrer: «Es kann nicht sein, dass Kinder je nach Gemeinde unterschiedliche Möglichkeiten haben»

Lucien Fluri
(Foto: Tom Ulrich)


Nicht nur für die Erstklässler, auch für Mathias Stricker hat mit dem neuen Schuljahr ein neuer Lebensabschnitt begonnen: Seit Anfang August ist der Bettlacher SP-Kantonsrat Präsident des kantonalen Lehrerverbandes.

Stricker verliert auch als oberster Lehrer den Bezug zur Basis nicht: Zum Gespräch empfängt der 51-Jährige in seinem Schulzimmer in Bellach. Dort unterrichtet der Hobbyfussballer seit 1992 eine sechste Klasse.

Wie war Ihr erster Schultag?

Mathias Strickler: Ich kann mich nicht gross erinnern. Ich habe Bilder eines dunklen Schulhausganges und Putzgeruch im Kopf.

Putzgeruch spricht nicht für die Schule.

Ich erinnere mich vor allem an einzelne Ereignisse aus der Primarschule, etwa einen 3./4.-Klasse-Lehrer, der mit uns ein Puppentheater einstudierte und es schaffte, jedem Kind seine Rolle und seine Aufgabe zuzuteilen. Oder an ein verschneites Skilager. Dies waren prägende Erlebnisse, an die ich gerne zurückdenke.

Gestern Montag sind 2596 Kinder im Kanton in der 1. Klasse gestartet. Erwartet sie eine gute Bildungskarriere?

Sie waren bereits im Kindergarten und sind entsprechend gut vorbereitet. Es erwartet sie ein guter Bildungsweg, der heute viel offener ist. Ich denke an die Sekundarschule. Früher fuhr man da auf einem Zug: Einmal eingegleist, gab es kaum Wechsel zwischen den Stufen. Heute ist das System viel offener. Und ich bin überzeugt, dass die Fortsetzung der Bildungskarriere über die Berufslehre und über das Gymnasium beides zwei sehr gute Wege sind.

Erhalten tatsächlich alle Kinder die gleichen Chancen, unabhängig davon, wo sie herkommen?

Grundsätzlich glaube ich, dass heute jedes Kind entsprechend seinen Fähigkeiten und Stärken gefördert wird und so seinen Weg – mit Unterstützung der Eltern und mit Unterstützung der Schule – finden kann.

Aber?

Es gibt einige Untersuchungen, die dies widerlegen und zeigen, dass die Bildungsgerechtigkeit nicht vollständig vorhanden ist. Man sieht zum Beispiel nach wie vor, dass Kinder mit Migrationshintergrund weniger oft in anspruchsvollere Stufen gelangen. Damit ein Kind die gleichen Chancen hat, muss es von zu Hause und von der Schule gestützt werden. Und da sind die Möglichkeiten der Eltern sicher unterschiedlich. Dies heisst aber nicht, dass der Bildungsweg allein von den Eltern abhängt.

Wo könnte die Schule da besser werden?

Etwa bei den Hausaufgaben. In diesem Bereich gäbe es Potenzial, die Bildungschancen der Kinder zu verbessern. Denn dort ist die Unterstützung durch die Eltern sehr verschieden. Langfristig braucht es mehr Tagesstrukturen, sodass beispielsweise ein Teil der Hausaufgaben auch in der Schule gemacht werden kann.

Kürzlich waren einige Kantonsräte aber nicht glücklich mit dem, was am Ende der Schulzeit herausschaut. Sie kritisierten, Schüler könnten keine Rechtschreibung mehr.

Schon Sokrates sagte vor über 2000 Jahren, die Jugend könne nichts mehr (lacht). Solche Aussagen hört man über viele Jahre immer wieder. Ich habe gerade vorhin einen 17 Jahre alten Text wieder hervorgeholt, in dem schon kritisiert wurde, dass die Schüler nicht mehr alle Ansprüche der Wirtschaft erfüllen.

Dann gibt es kein Problem?

Man muss einfach viel genauer hinschauen. Zum einen hat man der Schule ganz viele neue gesellschaftliche Aufgaben auferlegt, etwa Ernährung, Suchtprävention oder den Umgang mit Social Media. Es gibt ganz viele Beispiele. Unter dem Strich hat man so auch weniger Zeit, um Rechtschreibung und Kopfrechnen zu üben – Grundkompetenzen, die uns aber nach wie vor sehr wichtig sind. Andererseits haben wir dafür auch Rückmeldungen aus der Wirtschaft, dass die Schüler einiges viel besser können als vor 20 Jahren. Etwa sicheres Auftreten und eine Präsentation machen. Wir arbeiten sehr viel im Bereich des sozialen Umgangs und der Teamarbeit, auch dies sind wichtige Kompetenzen in den Berufsfeldern.

Mit dem neuen Schuljahr fängt auch für Sie eine neue Zeit an. Sie starten ihr Amt als Präsident des Solothurner Lehrerverbandes. Welche Anliegen haben Sie?

Die Digitalisierung wird in den nächsten Jahren eine grosse Herausforderung sein. Ab der 5. Klasse erhält in Bellach, wo ich unterrichte, in diesem Schuljahr nun jedes Kind ein eigenes Notebook; später dann bereits ab der 3. Klasse. Die Digitalisierung entwickelt den Unterricht weiter, ein Computer kann aber die Lehrerinnen und Lehrer nicht ersetzen. Diese bleiben als Bezugsperson sehr wichtig und müssen darum auch gestärkt werden. Als Verband haben wir ein Interesse, dass die Digitalisierung überall gut umgesetzt wird. Zuständig sind in dieser Frage die Gemeinden. Ich erwarte, dass ein Kind in jedem Dorf und jeder Stadt infrastrukturmässig die gleichen Möglichkeiten erhält, das hat auch mit Chancengerechtigkeit zu tun.

Das ist nicht der Fall?

Der Kanton macht die Vorgaben, aber die Gemeinden müssen diese umsetzen – und bezahlen. Ich sitze selbst im Bettlacher Gemeinderat. Geld sinnvoll einzusetzen, ist ein wichtiges Anliegen. Aber es kann nicht sein, dass je nach Gemeinde die Kinder nicht die gleichen Möglichkeiten haben, weil das Geld fehlt.

Bildungspolitik dreht sich oft ums Geld. Wie etwas ausgestaltet wird, hängt davon ab.

Damit Kinder etwas lernen, braucht es gute Rahmenbedingungen. Gute Rahmenbedingungen kosten aber auch etwas. Aber teilweise können Politiker wenig einschätzen, was es für die Schulkarriere eines Kindes bedeutet, wenn man Gelder streicht.

Zum Beispiel?

Beim Massnahmenplan 2014 hat man etwa Hauswirtschaftslektionen gestrichen, weil man überzeugt war, dass man sich dies nicht mehr leisten kann. Aber gerade dort lernt man Dinge, die einen selbstständig machen. Es heisst dann: Dies ist Sache der Eltern. Aber das können nicht alle Eltern bieten. Muss der Staat dann dafür die Verantwortung übernehmen? Ich sage: Das Kind selbst kann nichts dafür, wenn es zu Hause nicht entsprechend unterstützt wird. Und der Staat sollte ein Interesse an Bürgern haben, die selbstständig ihr Leben gestalten können, auch aus finanziellen Gründen.

Stichwort Geld: Solothurn zahlt den Lehrern sehr gute Löhne.

Die guten Löhne und der Gesamtarbeitsvertrag sind als Standortfaktoren wichtig und machen es attraktiv, im Kanton Solothurn zu arbeiten. Es zeigt sich, dass wir bei einem sich abzeichnenden Lehrermangel im Moment die meisten Stellen im Kanton adäquat besetzen können – eben weil Lehrpersonen zum Beispiel aus den Kantonen Bern oder Aargau kommen, wo tiefere Löhne bezahlt werden. An den Löhnen können wir nichts schrauben, sonst haben wir irgendwann ein Qualitätsproblem, weil ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer fehlen.

Was ändert für die Lehrer eigentlich mit dem neuen Schuljahr?

Auf gesetzlicher Ebene nichts Gravierenderes. Bei der speziellen Förderung und beim Lehrplan 21 sind wir im zweiten Jahr der definitiven Umsetzung. Das sind grosse Herausforderungen.

Was geben Sie Eltern für den ersten Schultag mit?

Meine Botschaft an die Eltern ist: Habt Vertrauen in die Schule und in die Kinder. Sucht das direkte Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern. Und an die Schülerinnen und Schüler: Seid neugierig!

Und den Lehrern?

Bleibt gelassen und pragmatisch im Umgang mit dem Umsetzen von Lehrplan 21 und spezieller Förderung! Es braucht bei so grossen Herausforderungen manchmal den Mut zur Lücke. Und: Es dürfen auch bei Lehrern mal Fehler passieren.

(Quelle: Grenchner Tagblatt, 13.08.2019)
13.08.2019 | Flury Nadine
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